Außensteuerrecht
Richter, Thomas, Geplante Änderung des § 1 AStG durch den Referentenentwurf des ATAD-Umsetzungsgesetzes, ISR 2020, 109-116
Am 10.12.2019 hat das BMF den Referentenentwurf des Gesetzes zur Umsetzung der Anti-Steuervermeidungsrichtlinie
(ATAD-Umsetzungsgesetz – ATADUmsG) veröffentlicht. Neben den erwarteten Änderungen
u.a. der deutschen Hinzurechnungsbesteuerungsregeln in §§ 7 ff. AStG sieht der Referentenentwurf
auch wesentliche Änderungen und Neuregelungen im Bereich der Verrechnungspreise vor.
Materiell-rechtlich dürfte vor allem die Aufnahme des sog. DEMPE-Konzepts für immaterielle
Wirtschaftsgüter sowie die separate Vorschrift des neuen § 1a AStG-E für Finanzierungsbeziehungen
von Bedeutung sein. Aufhorchen lässt aber auch ein Satz in der Gesetzesbegründung,
nach dem im Zusammenhang mit § 1 AStG “auch § 153 AO von besonderer Bedeutung“ sei.
Gosch, Dietmar, Auf tönernen Füßen, ISR 2020, 116-122
Auf dem Tisch liegt derzeit der Referentenentwurf eines ATADUmsG vom 10.12.2019. Er
sieht allerlei Änderungen der Absätze 1, 2 und 3 des § 1 AStG vor, zudem neue Absätze 3a,
3b und 3c. Auch der bisherige § 1 Abs. 6 wird “angefaßt“, das allerdings nur, um die
drei neuen Absätze 3a, 3b und 3c redaktionell aufzunehmen. In der Sache soll § 1 Abs. 6
AStG unberührt bleiben. Es fragt sich, ob das sachgerecht ist, ob nicht vielmehr eine
gesetzgeberische Nachbesserung geboten wäre. Denn § 1 Abs. 6 AStG enthält bekanntlich
die Ermächtigungsgrundlage für darauf aufbauende Verwaltungsverordnungen. Solche Verordnungen
kennen wir in Gestalt der FVerlV sowie der BsGaV. Diskutiert wird seit geraumer Zeit,
ob § 1 Abs. 6 AStG tatsächlich dafür taugt, diese Verordnungen zu tragen. In dem nachfolgenden
Beitrag wird aufgezeigt, daß das zu verneinen ist. Der Vorschrift fehlt die verfassungsrechtlich
notwendige Bestimmtheit, sie enthält letzten Endes einen Freibrief an die Exekutive.
Der Gesetzgeber wäre deshalb gut beraten, die Unzulänglichkeiten im Zuge der ohnehin
anstehenden Änderungen zu beseitigen.
Schleswig-Holsteinisches FG v. 12.9.2019 - 4 K 113/17 / Weiss, Martin, Steuerpflichtige unterliegen mit Anwartschaften i.S.d. § 17 Abs. 1 Satz 3 EStG der
Wegzugsbesteuerung des § 6 AStG, ISR 2020, 122-124
Internationale Steuerplanung/Verrechnungspreise
Greil, Stefan, Behandlung von grenzüberschreitenden Finanzierungstransaktionen zwischen verbundenen
Unternehmen – Kapitel X der OECD-Verrechnungspreisleitlinien, ISR 2020, 124-134
Am 11.2.2020 veröffentlichte die OECD das neue Kap. X der OECD-Verrechnungspreisleitlinien
für multinationale Unternehmen und Steuerverwaltungen. Inhalt dieses Kapitels sind
Finanzierungstransaktionen. Trotz der verpassten Chance, Finanzierungstransaktionen
eindeutiger zu “regeln“ und deren Handhabe zu vereinfachen, um der vorherrschenden
Kritik, dass der Fremdvergleichsgrundsatz zu komplex und gestaltungsanfällig sei,
entgegenzuwirken, bietet das neue Kapitel eine Reihe von klaren Aussagen und nützlichen
Hilfestellungen, die auf einem internationalen Konsens beruhen. Nach jahrelangen Erörterungen
und aufgrund vormals fehlender internationaler Leitlinien ist daher die Veröffentlichung
insgesamt positiv zu beurteilen. Zugleich erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass
Steuerpflichtige wegen der Veröffentlichung nunmehr weltweit mit einem verstärkten
Prüfungsaufgriff rechnen müssen. Der Beitrag leistet einen Überblick über für die
Praxis relevante Aspekte und Neuerungen.
Kollmann, Sinja / Schmidt, Sebastian / Althaus, Shanine, Kritische Aspekte der neu eingeführten Offenlegungspflicht grenzüberschreitender Steuergestaltungen, ISR 2020, 135-140
Am 25.6.2018 trat die EU?Richtlinie 2018/822 (ABl. EU 2019 Nr. L 139, 1) in Kraft,
die einen verpflichteten automatischen Informationsaustausch im Bereich der Besteuerung
über meldepflichtige grenzüberschreitende Gestaltungen vorsieht. In Deutschland wurden
die europäischen Vorgaben mit dem Gesetz zur Einführung einer Pflicht zur Mitteilung
grenzüberschreitender Steuergestaltungen (BGBl. I 2019, 2875) umgesetzt. Aufgrund
der Umsetzungsverpflichtung auf europäischer Ebene ist die Vereinbarkeit der Anzeigepflicht
mit dem Verfassungsrecht nur unzureichend thematisiert worden. Der nachfolgende Beitrag
gibt einen Überblick über die wesentlichen Grundzüge der Anzeigepflicht und betrachtet
ausgewählte kritische Aspekte. In diesem Zusammenhang werden Überlegungen zu verfassungsrechtlichen
Bedenken der neu eingeführten Anzeigepflicht getroffen.
Rüsch, Gary, Die Subject-to-Tax-Klausel des § 16 Abs. 4 InvStG für Ausschüttungen ausländischer
Investmentfonds, ISR 2020, 140-144
Im Bereich korrespondierender Besteuerungstatbestände hat die im Schrifttum als Subject-to-Tax-Klausel
eingeordnete Vorschrift des § 16 Abs. 4 InvStG für Ausschüttungen ausländischer Investmentfonds
bisher noch wenig Beachtung gefunden. Der vorliegende Beitrag betrachtet zunächst,
wie die korrespondierende Besteuerung aus persönlicher und sachlicher Sicht verwirklicht
wird, bevor auf Beweislast- und Nachweisfragen eingegangen wird.