Heft 3 / 2016

In der aktuellen Ausgabe der ISR (Heft 3, Erscheinungstermin: 10. März 2016) lesen Sie folgende Beiträge und Entscheidungen:

Außensteuerrecht

Köhler, Stefan, BMF-Schreiben zu § 50i Abs. 2 EStG als unbillige Billigkeitslösung? – Der Gesetzgeber bleibt gefordert, ISR 2016, 73-86

Im Rahmen eines ersten BMF-Schr. zu § 50i Abs. 2 EStG versucht die Finanzverwaltung, die Anwendung der Norm auf Fälle des Fortfalls oder der Beschränkung des deutschen Besteuerungsrechts einzugrenzen. Insoweit ist der materielle Gehalt des BMF-Schr. klar zu begrüßen. Kritikwürdig ist dagegen die Vorgehensweise: Das vorstehende Ergebnis wird nicht im Rahmen der Auslegung mittels einer teleologischen Reduktion erreicht (Ausgangspunkt des BMF-Schr. ist vielmehr eine extensive Auslegung), sondern im Wege einer antragsgebundenen Billigkeitsmaßnahme. Dies führt zu einem aufwendigen, komplexen Verfahren mit Tücken für jeden Einzelfall (Antrag: wer, wie und wo bis wann zu stellen; kann die notwendige Rechtssicherheit im Vorhinein Kraft Billigkeitserweis erreicht werden oder bedarf es dazu der zusätzlichen Einholung einer gebührenpflichtigen verbindlichen Auskunft und einer gesonderten Billigkeitsmaßnahme der Gemeinden bzgl. der Gewerbesteuer; wie sind nicht [eindeutig] beschriebene Fallgruppen zu behandeln; tritt Tatbestandsverbrauch ein etc.). Darüber hinaus erscheint die Anwendbarkeit des Rechtsinstituts der Billigkeit vorliegend zweifelhaft, da die vorgesehene Vorgehensweise zum einen nicht dem gesetzlichen Leitbild des § 163 AO entspricht, und zum anderen dies aufgrund der Vielzahl der “begünstigten“ Fälle womöglich einen unzulässigen, weil gesetzeskorrigierenden, Charakter bedeuten dürfte. Im Ergebnis beweist damit auch das vorliegende BMF-Schr., dass die Norm weiterhin und dringend “reparaturbedürftig“ ist, sowohl hinsichtlich der zielgerichteten normzweckgerechten Ausgestaltung als auch eines klaren Wortlauts. Auf beides wartet die Praxis nun schon (zu) lange.

In the context of an initial interpretative letter of the Federal Ministry of Finance on Sec. 50i (2) EStG (“Einkommensteuergesetz“: German Income Tax Act), the tax authorities are aiming to limit the application of the norm to cases in which the German right to tax would be limited or ceases to exist. The substantive content of the interpretative letter of the Federal Ministry of Finance is therefore certainly to be welcomed. By contrast, the approach of the Federal Ministry of Finance is worthy of criticism: the abovementioned outcome is not achieved by means of teleological reduction (rather the letter of the Federal Ministry of Finance is based on a broad interpretation), but by taking equitable action, upon application, on the basis of a case-by-case assessment. This leads to a complex procedure with pitfalls for each individual case (who makes the application, how and where is it made and by when does it have to be made; can the necessary legal certainty can be ensured from the outset; is separate equitable action by municipalities with regard to trade tax required; how are types of cases which are not [clearly] defined to be treated; does a tax book carry over result as well in an ongoing future application of the specific tax regime, etc.). The achievement of the necessary legal certainty before restructuring will therefore probably also require a request for a ruling which is subject to a fee. The application of the legal concept of equity is also questionable in the case at hand as, first, the intended approach does not correspond with the legal principle of Sec. 163 AO (“Abgabenordnung“: German Tax Code) and, second, it could well take on a character that is inadmissible because it has the effect of amending the law due to the large number of “favoured“ cases instead of a limited number of equitable actions because of very specific circumstances in particular cases. In conclusion, it remains the case that the norm is still urgently “in need of repair“ both in terms of its specific normative purpose and the clarity of its wording. Legal practitioners have been waiting for both for (too) long.

  • BFH v. 14.10.2015 - I R 20/15, Verfassungsmäßigkeit der sog. Zinsschranke, ISR 2016, 86-89
  • BFH v. 10.6.2015 - I R 63/12, Bindung an einen Feststellungsbescheid; Entscheidung über die Art der persönlichen Steuerpflicht und daran unmittelbar anknüpfende Folgerungen auf der Ebene der Besteuerung des Feststellungsbeteiligten, ISR 2016, 89-91

DBA/OECD

Schiessl, Martin / Kirscht, Leonard, Das neue DBA-Japan – Erleichterung grenzüberschreitender Investitionen?, ISR 2016, 91-98

Das jüngst unterzeichnete DBA zwischen Deutschland und Japan bringt viele Neuerungen mit sich, die in Zukunft über dieses DBA hinaus auch für andere neu abzuschließende DBA Bedeutung erlangen könnten. So wurde in Anlehnung an die Ergebnisse des BEPS-Projekts der OECD insbesondere eine umfassende Limitation-on-Benefits-Klausel (LOB) aufgenommen, die zahlreiche Fragen aufwirft. Der Aufsatz beleuchtet diese Regelung und stellt die sonstigen Neuerungen des DBA für grenzüberschreitende Investitionen vor.
The recently signed double tax treaty (DTT) between Germany and Japan offers many new features which might become important for other DTTs in the future as well. Following the results of the OECD BEPS project, the DTT Japan contains in particular a comprehensive limitation-on-benefits (LOB) rule which raises many questions. This article analyzes the LOB rule and presents the other provisions of the DTT relevant for cross border investments.

Europäisches Steuerrecht

Kammeter, Susann, Änderungen durch die geplante Reform der Investmentbesteuerung – vom Referentenentwurf (18.12.2015) bis zum Regierungsentwurf (24.2.2016) des InvStRefG, ISR 2016, 99-106

Am 18.12.2015 hat das BMF den Referentenentwurf für ein Investmentsteuerreformgesetz (2018) veröffentlicht. Im Unterschied zur letzten großen Überarbeitung im Jahr 2004 ist mit der geplanten Reform jedoch ein grundlegender Systemwechsel verbunden. Der Abschied vom investmentsteuerrechtlichen Transparenzprinzip steht an. Der nachfolgende Beitrag geht auf die Grundstruktur des neuen Rechts ein und beleuchtet ausgewählte außensteuerrechtliche Aspekte. Ergänzend werden die im aktuellen Recht vorgesehenen punktuellen Änderungen mit internationalem Bezug besprochen.
On December 18, 2015 the German treasury department has published the final prelegislative draft for an Investment Tax Reform Act (2018). In contrast to the last major revision of the investment tax law in 2004 the projected reform will have a fundamental impact on its basic structure. The look-through approach, the key feature of the current investment tax law, will be history, by then. The following article will introduce the basic architecture of the proposed investment tax law and highlight selected aspects of international tax law relevance. Besides that, specific changes with international implications to the current investment tax law will be dealt with, as well.

Internationale Steuerplanung/Verrechnungspreise

Jochimsen, Claus / Zinowsky, Tim, BEPS: BEPS und der Weg der Europäischen Union – Anmerkungen zum ersten Entwurf einer europäischen Richtlinie gegen Steuervermeidungsansätze, ISR 2016, 106-116

Wie im Dezember 2015 angekündigt hat der ECOFIN-Rat nunmehr eine Richtlinie im Entwurf vorgelegt, die verschiedene Aspekte des BEPS-Aktionsplans der OECD aufgreift und unionsweit in kohärenter Weise verankern soll. Der Richtlinienentwurf weicht dabei zum Teil erheblich von den Ansätzen der OECD sowie von bereits im deutschen Recht verankerten Maßnahmen ab. Sofern es zu einer Verabschiedung der Richtlinie mit vergleichbarem Wortlaut kommen sollte, ergeben sich somit umfassende Auswirkungen auf die Besteuerung deutscher und ausländischer Unternehmen. Dieser Beitrag setzt sich mit dem derzeitigen Stand des Richtlinienentwurfs und seiner Auswirkungen kritisch auseinander.

As announced in December 2015 the ECOFIN Council has now published a draft of a directive addressing a number of aspects of the OECD‘s BEPS Action Plan with the aim to implement these aspects in the European Union in a coherent fashion. In doing so, the draft-directive significantly deviates from the approaches of the OECD as well as measures already implemented in German tax laws. Should the directive be enacted in a way similar to the draft, severe effects are to be expected on the taxation of German and non-German multinational companies. This article discusses the status of the draft-directive and its impact.

Verlag Dr. Otto-Schmidt vom 02.03.2016 14:07