Heft 11 / 2015

In der aktuellen Ausgabe der ISR (Heft 11, Erscheinungstermin: 10. November 2015) lesen Sie folgende Beiträge und Entscheidungen.

Außensteuerrecht

Engelen, Christian / Luckhaupt, Hagen / Quilitzsch, Carsten, Teilwertabschreibung von Gesellschafterdarlehen trotz Rückhalt im Konzern – Zugleich Anmerkung zum Urteil des BFH v. 24.6.2015 – I R 29/14, ISR 2015, 373-379

Mit Urteil v. 24.6.2015 hat der BFH erneut zur Frage von Teilwertabschreibungen auf Darlehensforderungen gegenüber ausländischen Tochtergesellschaften Stellung bezogen. Dabei wurde – nun zum wiederholten Mal – auf die Sperrwirkung des Art. 9 OECD-MA verwiesen, welcher lediglich Korrekturen aufgrund fremdvergleichswidriger Preise (hier: Zinssatz) zulässt. Zudem illustriert das Urteil in aller Klarheit das richterliche Verständnis im Hinblick auf den sog. Rückhalt im Konzern und stellt sich insoweit als deutliche Absage an die von der Finanzverwaltung im BMF-Schreiben v. 29.3.2011 vertretene Auffassung dar. Ferner dürfte die Entscheidung dazu geeignet sein, aus Sicht der Finanzverwaltung erhebliche Kollateralschäden zu verursachen.
In its judgment dated June 24, 2015 the German Federal Tax Court has again taken a stand with regard to current-value depreciations on loans granted to foreign affiliated companies. Thereby, the court has – by now repeatedly – emphasized the blocking effect of Art. 9 OECD-MTC which only permits income adjustments with regard to prices (here: interest rate). Moreover, the judgment serves to clarify the Federal tax Courts position with regard to the supportive effects within corporate groups and explicitly opposes the view taken by the Federal Ministry of Finance in its circular of March 29, 2011. All in all, the judgment is fit to cause considerable collateral damage for the German fiscal authorities.

DBA/OECD

Kahlenberg, Christian, DBA-rechtliche Begriffsbestimmung zur Auslegung nationaler Steuernormen? – Zugleich Anmerkung zum Urteil des FG Köln v. 7.5.2015 – 10 K 73/13, ISR 2015, 380-384

Die Gewerbesteuer ist eine deutsche Besonderheit, die im internationalen Vergleich wenig Nachahmer findet. Da sie einen wesentlichen Bestandteil der effektiven Ertragsteuerbelastung ausmacht, kommt im Fall von Auslandsinvestitionen der Frage, ob die hieraus erzielten Einkünfte eine gewerbesteuerliche Belastung erfahren, besondere Bedeutung zu. Auf welche Begriffsdefinition für Zwecke der gewerbesteuerlichen Kürzung gem. § 9 Nr. 3 GewStG zurückzugreifen ist, war Streitfrage der nachfolgend analysierten Entscheidung des FG Köln.
The German trade tax is a specific German occurrence, which is particularly in an international comparison. Because of being part of the overall tax burden, in case of cross-border investments, the question of whether income is subject of tax trade tax becomes a major importance. Which defined term of permanent establishment is decisive for purposes of Sec. 9 No. 3 GewStG was issued in the following analyzed decision of the FG Cologne.

Europäisches Steuerrecht

EuGH v. 17.9.2015 - Rs. C-10/14, C-14/14, C-17/14, Vergleichsmaßstab bei der Dividendenbesteuerung ist die effektive Steuerbelastung pro VZ; wird die Bruttodividende unterschiedslos bei Gebietsansässigen und Gebietsfremden besteuert, muss ein Mitgliedstaat nationale Entlastungsmechanismen auch ausländischen Anteilseignern gewähren, ISR 2015, 385-388

EuGH v. 17.9.2015 - Rs. C-589/13, Der Ausschluss des Unterbleibens bzw. der Erstattung der österreichischen Zwischensteuer bei Zuwendungen von Privatstiftungen an Begünstigte in einem DBA-(Mitglied-)Staat verletzt die Kapitalverkehrsfreiheit, ISR 2015, 388-392

Internationale Steuerplanung/Verrechnungspreise

Rasch, Stephan / Eigelshoven, Axel / Mank, Katharina, Automotive: Fokus Automobilindustrie – Querschnitt aktueller Betriebsprüfungsthemen, ISR 2015, 392-398

Die Automobil- und Automobilzulieferindustrie ist der mit Abstand bedeutendste Industriezweig Deutschlands. Daher soll diese Branche besonders betrachtet werden. Im Vordergrund stehen dabei die aktuellen Erfahrungen, die Unternehmen in Betriebsprüfungen machen. Dabei zeigt sich die globale Bedeutung dieses Bereichs mit den gleichermaßen globalen steuerlichen Themenstellungen.
The automotive and automotive supplier industries are the most relevant industry areas in Germany. Therefore, these industries shall be considered in detail. Most recent experiences from tax audits reflect the global relevance of this industry with its equally globally relevant tax topics.

Henze, Thomas, EuGH-Rechtsprechung: Aktuelle Entwicklungen zu den direkten Steuern im Jahr 2015, ISR 2015, 398-405

Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die im zurückliegenden Jahr ergangenen Urteile des Gerichtshofs der Europäischen Union zu den direkten Steuern. Er konzentriert sich auf die folgenden Bereiche: Besteuerung von gebietsfremden natürlichen Personen und von Unternehmensgruppen, Wegzugsbesteuerung und Besteuerung von Kapitalerträgen. Der Autor identifiziert dabei übergreifende Tendenzen. So zieht sich – seit dem Urteil Nordea Bank – die Frage nach der Bedeutung des Tests der objektiven Vergleichbarkeit der Situationen wie ein roter Faden durch zahlreiche aktuelle Entscheidungen. Auch zeigt sich immer öfter, dass nationale Besteuerungsregime den Besonderheiten grenzüberschreitender Fälle angepasst werden müssen, um den Grundfreiheiten Rechnung zu tragen. Dies kann den nationalen Gesetzgeber und auch die innerstaatlichen Gerichte vor schwierige Aufgaben stellen.
The present article reviews last year’s CJEU case law concerning direct taxes. It mainly focuses on the following questions: taxation of non-residential individuals and corporate groups, exit taxation and taxation of capital gains. The author identifies several overarching trends. Firstly, the Court has applied the test of objective comparability of situations in a frequent manner since the judgement Nordea Bank. It further appears increasingly that member states have to adjust their systems of taxation to the distinctive features of cross-border cases in order to comply with the fundamental freedoms. This development can pose a serious challenge for national legislators as well as national judiciaries.

Wehnert, Oliver / Wolf, Robin, BEPS: Base Erosion and Profit Shifting – wesentlich relevanter als gedacht, ISR 2015, 405-408

Am 5.10.2015 hat die OECD ihre Abschlussberichte zur Thematik Base Erosion and Profit Shifting (“BEPS“) veröffentlicht (OECD, www.oecd.org/tax/beps-2015-final-reports.htm, zuletzt abgerufen am 12.10.2015). Die Berichte beruhen auf einer im Rahmen des G-20-Treffens am 20.7.2013 in Moskau angestoßenen Initiative zur grundsätzlichen Überarbeitung des internationalen Steuerrechts. Die Initiative hat seitdem zu umfangreichen Diskussionen und letztlich zu beachtenswerten Änderungsvorschlägen geführt. Als BEPS werden durch die OECD Steuerplanungsmodelle charakterisiert, die Schlupflöcher und Diskrepanzen im internationalen Steuerrecht ausnutzen. Ziel von BEPS sei die künstliche Verschiebung von Gewinnen in Niedrigsteuerländer zur Senkung der Konzernsteuerquote ohne korrespondierende wirtschaftliche Aktivitäten (OECD, www.oecd.org/tax/beps-about.htm, zuletzt abgerufen am 4.8.2015). Viele Unternehmen sehen sich aufgrund dieser Definition jedoch nicht im Fokus der BEPS-Initiative und haben daher für sich bisher keinen bzw. wenig Handlungsbedarf identifiziert.Kommuniziertes Ziel der OECD ist es, Rahmenbedingungen für eine Besteuerung der Gewinne am Ort der wirtschaftlichen Aktivitäten bzw. der Wertschöpfungsgenerierung zu schaffen (OECD, www.oecd.org/tax/beps-about.htm, zuletzt abgerufen am 4.8.2015). Wie anhand der Veröffentlichungen der OECD und den Diskussionen der vergangenen Jahre deutlich wird, dehnt dies den Kreis der Betroffenen jedoch weit über Unternehmen mit aggressiven Steuermodellen aus. Vielmehr ist allen multinationalen Unternehmen anzuraten, sich akut mit BEPS und den Auswirkungen auf ihr Unternehmen auseinanderzusetzen.
The OECD has published its final reports on Base Erosion and Profit Shifting (“BEPS“) (OECD, www.oecd.org/tax/beps-2015-final-reports.htm, last download on 12.10.2015) on 5.10.2015. The reports are based on an initiative to fundamentally revise international tax law, which originated at the G-20-summit in Moscow on 20.7.2013. Since then, the initiative has led to wide discussions and ultimately to remarkable recommendations for amendment. The OECD defines BEPS as tax planning strategies, which exploit gaps and mismatches in international tax rules. The aim of such being an artificial shift of profit to low tax jurisdictions in order to lower the group’s effective tax rate, with little or no corresponding economic activity in said jurisdictions (OECD, www.oecd.org/tax/beps-about.htm, last download on 4.8.2015). Consequently, many multinationals do not feel they take center stage in the BEPS initiative and have identified only little or no need for action for themselves.It is the communicated goal of the OECD to provide the tools necessary “to ensure that profits are taxed where economic activities generating the profits are performed and where value is created“ (OECD, www.oecd.org/ tax/beps-about.htm, last download on 4.8.2015). As the reports published by the OECD as well as the debate over the last years have shown, this leads to far more multinationals being affected by the amendments than merely those groups applying aggressive tax planning schemes. Rather, multinational entities must be called upon to urgently deal with BEPS and to evaluate its impact on their organizations.

Verlag Dr. Otto-Schmidt vom 03.11.2015 14:44