Heft 9 / 2015

In der aktuellen Ausgabe der ISR (Heft 9, Erscheinungstermin: 10. September 2015) lesen Sie folgende Beiträge und Entscheidungen.

DBA/OECD

Grotherr, Siegfried, Argumente des Rechtsschutzes beim grenzüberschreitenden Auskunftsverkehr, ISR 2015, 297-305

Die Abwicklung des grenzüberschreitenden Auskunftsverkehrs durch die beteiligten Steuerverwaltungen, um Sachverhalte aufzuklären oder steuerrelevante Informationen ausländischen Steuerbehörden mitzuteilen, kann die wirtschaftlichen Interessen des davon betroffenen inländischen Steuerpflichtigen beeinträchtigen sowie seine subjektiven Rechte verletzen. Um das daraus resultierende spezielle Rechtsschutzbedürfnis außergerichtlich oder gerichtlich durchzusetzen, bedarf es überzeugender Argumentationen, um die beabsichtigten Auskunftsmaßnahmen abzuwenden. Viele Anträge oder Beschwerden der Steuerpflichtigen scheitern infolge schlecht vorbereiteter Argumentationen vor der Finanzverwaltung oder den zuständigen Gerichten.
The process of cross-border exchange of information in tax matters between tax authorities helps to clarify facts and circumstances of a case respectively enables the reporting of tax-related information to foreign tax authorities. However, such process of exchange of information may harm the economic interests of the domestic taxpayers concerned or violate their personal rights. A convincing argumentation will be required to enforce, in court or out of court, the therefrom resulting need for a legal relief in order to avoid the envisaged disclosure of information to another country. Due to badly prepared argumentations many requests or appeals will not be accepted by tax authorities respectively will fail in front of the competent courts.

Außensteuerrecht

FG Münster v. 30.10.2014 - 2 K 618/11 F, Erfassung passiver Einkünfte aus Vermietung als aktiver Grundstückshandel gem. § 8 AStG von ausländischer (Schweizer) Zwischengesellschaft und Unionsrechtskonformität der §§ 7 ff. AStG, ISR 2015, 306-309

DBA/OECD

Rasch, Stephan, Immaterielle Vermögenswerte, Risiko und Kontrolle – Plädoyer für eine restriktive Handhabung der Kriterien, ISR 2015, 310-313

Die BEPS-Diskussion für den Bereich Verrechnungspreise wird derzeit bestimmt durch die Arbeiten an den Aktionspunkten 8–10. Diese Aktionspunkte drehen sich um die Bereiche immaterielle Vermögenswerte, die Übernahme von Risiko und den Einsatz von Kapital sowie andere sog. “Hochrisikotransaktionen“. Während der letzte Punkt die Behandlung von “Profit Splits“ und die Behandlung von “Commodities“ betrifft, gibt es für die Bestimmung und die Anwendung von Verrechnungspreisen bei immateriellen Vermögenswerten die Überschneidung mit den Themen der sog. schwer zu bewertenden immateriellen Vermögenswerten (“hard-to-value intangibles“) und Kostenumlagevereinbarungen im Sinne des Kapitels VIII der OECD-Leitlinien. Ein Problem dreht sich ausdrücklich um die Frage, wie Risiken zugewiesen werden können bzw. müssen und wie die Kontrolle über diese Risiken ausgeübt werden soll.
The discussion on BEPS is for the area of transfer pricing currently focussing on action items 8–10. The action items deal with the use and determination of intangibles, risk and capital and other “high risk transactions“. While the last item refers to the use of profit splits and commodities, there is an overlap of determining and applying transfer prices for intangibles and the topic of so-called “hard-to-value intangibles“ and cost contribution arrangements in the sense of chapter VIII of the OECD Guidelines. One of the main problem centers on the problem how risks could or have to be allocated, respectively, and how risks could be controlled.

Oliveros Castelon, Marta, Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Quellenbesteuerung in den BRIC-Staaten (Teil 3): Brasilien, ISR 2015, 313-320

Das Thema der Ausnutzung von Abkommensvorteilen und die Abgrenzung zwischen missbräuchlichen und nicht missbräuchlichen Einschaltungen von Holding- und anderen “Special Purpose“-Gesellschaften in internationalen Konzernen hat jüngst auch durch die Arbeiten der OECD im Rahmen des BEPS-Aktionsplans wieder an Aktualität gewonnen. Die OECD hat bereits zwei Diskussionsentwürfe zum Aktionspunkt 6 (“Prevent the granting of treaty benefits in inappropriate circumstances“; Diskussionsentwürfe v. 21.11.2014 und v. 22.5.2015, abrufbar unter www.oecd.org/ctp/beps.htm) veröffentlicht, und es scheint Konsens zu bestehen, Änderungen am OECD-MA vorzunehmen, die jedenfalls auf eine Einschränkung von Abkommensvergünstigungen in einigen Fällen hinauslaufen würden. Da gleichzeitig aber bereits viele Staaten unilateral in ihrer Abkommensauslegung und -anwendung die Gewährung von Abkommensvorteilen von Bedingungen abhängig machen, beschäftigt sich der nachfolgende Beitrag mit den konkreten Rahmenbedingungen in dem “BRIC“-Staat Brasilien, der auch speziell für deutsche Unternehmen als Investitionszielland von Interesse ist. Nachdem in den ersten beiden Teilen dieser Beitragsserie bereits typische Sachverhalte aus der Sicht des indischen und russischen (Teil 1; /, ISR 2015, 243 ff.) sowie chinesischen Steuerrechts (Teil 2; /, ISR 2015, 278 ff.) beleuchtet wurden, beschäftigt sich Teil 3 nachstehend mit denselben Sachverhalten aus Sicht des brasilianischen Steuerrechts.
The issues of treaty shopping and differentiation between abusive and non-abusive interposition of holding companies or other “special purpose“ vehicles in international groups have been in focus recently, especially in the context of the respective OECD BEPS reports. The OECD has already published two drafts for discussion regarding Action 6 (“Prevent the granting of treaty benefits in inappropriate circumstances“; these drafts dated 21 November 2014 and 22 May 2015 are downloadable under www.oecd.org/ctp/beps.htm). A consensus appears to be reached that changes in the OECD Model Tax Convention should be made with the objective of restricting treaty benefits in certain cases. As a large number of states already make the granting of treaty benefits dependent on several prerequisites by way of unilateral treaty interpretation, the subject of this article (and the preceding part 1 in ISR 2015, p. 243, and part 2 in ISR 2015, p. 278) are the current law provisions in the BRIC states (Brazil, India, Russia, China), which are also important for German businesses investing in these countries. In the following, a typical indirect investment scenario will be analyzed from a Brazilian perspective.

Europäisches Steuerrecht

Anzinger, Heribert M., Das Protokoll zur Änderung des Zinsbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und der EU – CH-FATCA vs. CH-RUBIK mit Stand 30:2, ISR 2015, 320-328

Am 27.5.2015 ist das Protokoll zur Änderung des Zinsbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und der EU unterzeichnet worden. Es soll zum 1.1.2017 in Kraft treten – vorausgesetzt, es wird vor diesem Zeitpunkt ratifiziert. Mit dem Protokoll wird das seit dem 1.7.2005 anwendbare Zinsbesteuerungsabkommen vollständig abgelöst und durch ein Abkommen über den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten ersetzt. Dieses Abkommen setzt den gemeinsamen Standard der OECD und der G 20 (Common Reporting Standard, CRS) zwischen der Schweiz und den EU-Mitgliedstaaten um und läutet das Ende grenzüberschreitend wirksamer Quellensteuern ein. Der Beitrag stellt die Eckpunkte des Änderungsprotokolls dar, reflektiert den Paradigmenwechsel vom Quellensteuer- zum Informationsmodell und verortet das Protokoll im System der Transparenzabkommen.
On 27 May 2015 the amending protocol to the agreement between the European Union and the Swiss Confederation on the taxation of savings was signed. It is due to enter into force on 1 January 2017 – presupposing its ratification. The protocol fully replaces the old savings tax agreement which has been in effect since 1 July 2005 with an agreement on the automatic exchange of financial account information. The agreement implements the OECD/G20 Common Reporting Standard (CRS) between Switzerland and the Member States of the European Union and effectively ends the era of source taxation in cross-border transactions. The article provides an overview of the major changes associated with the amending protocol, reflects the paradigm shift from a source tax to an information exchange model and places the protocol into the general context of transparency agreements.

EuGH v. 10.6.2015 - Rs. C-686/13, Wechselkursverluste müssen bei Veräußerungen von Anteilen an Auslandstochtergesellschaften im Inland nicht abzugsfähig sein, ISR 2015, 328-331

Internationale Steuerplanung/Verrechnungspreise

Hülshorst, Jörg / Koch, Tanja, Verrechnungspreis: Konzepte zur Bestimmung der Kreditwürdigkeit für Verrechnungspreiszwecke, ISR 2015, 331-336

Zur Ermittlung eines fremdüblichen Zinssatzes bei konzerninternen Finanzierungen wird häufig die externe Preisvergleichsmethode angewendet, welche u.a. die Bestimmung der Bonität eines verbundenen Darlehensnehmers erfordert. Weder in Urteilen noch in der Literatur finden sich allerdings Konzepte, die eine solche Messung oder Bewertung der Bonität überzeugend darlegen. Dieser Artikel beschreibt vier in der Praxis verbreitete Konzepte zur Bestimmung der Kreditwürdigkeit eines Darlehensnehmers und beurteilt diese insbesondere im Hinblick auf die internationale Akzeptanz des jeweiligen Konzepts. Insbesondere wenn kein Gruppenrating oder Finanzierungen mit fremden Dritten vorliegen, stellen Ratingkonzepte, die auf den konkreten Zahlen und Fakten einer Konzerngesellschaft basieren (über Softwaretools, Reports oder Kennzahlen), eine international weitgehend anerkannte Methode dar. Die Auswahl und Dokumentation eines gruppenweit einheitlichen Standards zu Bonitätsanalysen und fremdüblichen Zins-/Preissetzungsregeln werden im Hinblick auf die BEPS-Vorschläge der OECD zum Aktionsplan 13 (Verrechnungspreisdokumentation) noch an Bedeutung zunehmen und sollte daher Teil des Verrechnungspreissystems von internationalen Konzernen sein.
The determination of an arm’s length interest rate on international related party financing arrangements is often based on the external comparable uncontrolled price method which unquestionably requires the analyses of the credit worthiness of the borrower. However, neither court cases nor other guidance set out in detail how the credit worthiness of the borrower should be determined. This article describes four concepts which are commonly applied in practice and evaluates them with particular focus on whether each concept is internationally accepted or not. If no group rating or external funding is available, rating concepts which are based on the financial metrics and facts of the related borrower (such as software tools or rating methodology reports) are internationally widely used and recognized. The selection and documentation of a consistent process for the determination of the credit worthiness and of an arm’s length interest rate should be part of the transfer pricing policy of international groups, as international transparency of financial arrangements is expected to increase a result of the OECD recommendations as part of the BEPS action item 13 (transfer pricing documentation).

Verlag Dr. Otto-Schmidt vom 02.09.2015 17:08