Heft 7 / 2015

In der aktuellen Ausgabe der ISR (Heft 7, Erscheinungstermin: 10. Juli 2015) lesen Sie folgende Beiträge und Entscheidungen.

Außensteuerrecht

  • Gläser, Christian / Birk, Michael, Die Hinzurechnungsbesteuerung nach dem BFH-Urteil vom 11.3.2015 – Eine Bestandsaufnahme, ISR 2015, 231-236
    Mit Urteil vom 11.3.2015 (BFH v. 11.3.2015 – I R 10/14, BB 2015, 1317) hat der BFH entschieden, dass es sich bei dem Hinzurechnungsbetrag nach § 10 Abs. 1 Satz 1 AStG um einen Teil des Gewerbeertrags eines inländischen Unternehmens handelt, der auf eine nicht im Inland belegene Betriebsstätte entfällt. Der Gewinn des inländischen Unternehmens aus Gewerbebetrieb ist deswegen um diesen Betrag nach § 9 Nr. 3 Satz 1 GewStG zu kürzen. Demgegenüber hatte der BFH in seinem Urteil vom 21.12.2005 (BFH v. 21.12.2005 – I R 4/05, BStBl. II 2006, 555) – ebenso wie die Finanzverwaltung (H 7.1 Abs. 1 GewStH 2009 [“Eigenständige Ermittlung des Gewerbeertrags“]) – den Hinzurechnungsbetrag noch ungeschmälert als Bestandteil des Gewerbeertrags i.S.d. § 7 GewStG angesehen. Es bedarf keiner prophetischen Gaben, um zu vermuten, dass sich die Finanzverwaltung und ihr folgend der Gesetzgeber nicht mit der nunmehr geschaffenen Rechtslage abfinden und daher mit einer entsprechenden Gesetzesänderung den status quo ante wiederherstellen wird. Dies sollte freilich zum Anlass genommen werden, die häufig überschießende Tendenz der Hinzurechnungsbesteuerung – jedenfalls soweit es die Systematik der Zurechnung der passiven Einkünfte betrifft – zu beseitigen. Der nachfolgende Beitrag will hierzu einige Denkanstöße geben.
    According to German Supreme Tax Court decision dated 11 March 2015, the additional amount subject to Sec. 10 Para. 1 Sentence 1 of the German Foreign Tax Act is part of the trade earnings of a domestic enterprise to be attributed to a non-domestic permanent establishment. Therefore the taxable trade earnings of the domestic enterprise have to be reduced by this amount. In contrast according to decision dated 21 December 2005, the German Supreme Tax Court – as well as the German tax administration – had regarded the additional amount as undiminished part of the taxable trade earnings subject to Sec. 7 of the German Trade Tax Act. It requires no prophetic gifts to suppose that the German tax administration and following them the German legislator will not come to terms with the legal status created now and will therefore re-establish the status quo ante by amending the law. This should be taken as an opportunity to eliminate the frequently exaggerated bias of the German CFC-legislation – at least as far as the system of attributing the passive income is regarded. The following article wants to give some food for thought in this regard.
  • Demleitner, Andreas, § 50a Abs. 7 EStG – Unwägbarkeiten durch die Finanzverwaltung, ISR 2015, 236-240
    Bislang wenig beachtet vonseiten der Finanzverwaltung sowie der Beraterseite führt § 50a Abs. 7 EStG derzeit noch ein Schattendasein. Dem Verfasser sind in letzter Zeit jedoch mehrfach Fälle bekannt geworden, in denen die Finanzverwaltung nach dieser Norm bei grenzüberschreitenden Transaktionen den Käufer zur Abführung einer Quellensteuer verpflichtete. Dieses Vorgehen ruft praktische Probleme im Zusammenhang mit der Rückführung einer Finanzierung hervor, wenn das übertragene Wirtschaftsgut fremdfinanziert ist, so dass bereits im Vorfeld auf eine ausreichende Berücksichtigung im Rahmen der Vertragsgestaltung zu achten ist. Dies ist Grund genug, um die Norm sowie deren Auswirkungen auf grenzüberschreitende Transaktionen näher zu beleuchten und mögliche Lösungswege aufzuzeigen.
    Being observed by the tax authorities and tax counsels very little, sec. 50a para. 7 income tax act has led a shadowy existence so far. However, multiple cases became familiar with the author recently where the tax authorities obliged the buyer in a cross-border transaction to withhold tax pursuant to that provision. This approach causes practical problems with regard to the repayment of debt if the transferred asset is financed externally, so that a sufficient consideration within the drafting of any agreement is necessary already before. This shall be reason enough to illustrate the provision and its impact on cross-border transactions as well as to indicate possible solutions.

DBA/OECD

  • Kaul, Siddharth / Wagner, Anton, Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Quellenbesteuerung in den BRIC-Staaten Indien und Russland (Teil 1), ISR 2015, 241-246
    Das Thema der Ausnutzung von Abkommensvorteilen und die Abgrenzung zwischen missbräuchlichen und nicht missbräuchlichen Einschaltungen von Holding- und anderen “Special Purpose“-Gesellschaften in internationalen Konzernen hat jüngst auch durch die Arbeiten der OECD im Rahmen des BEPS-Aktionsplans wieder an Aktualität gewonnen. Die OECD hat bereits zwei Diskussionsentwürfe zum Aktionsfeld 6 (“Prevent the granting of treaty benefits in inappropriate circumstances“) veröffentlicht (Diskussionsentwürfe v. 21.11.2014 und 22.5.2015, abrufbar unter www.oecd.org/ctp/beps.htm) und es scheint Konsens zu bestehen, Änderungen am OECD-Musterabkommen vorzunehmen, die jedenfalls auf eine Einschränkung von Abkommensvergünstigungen in einigen Fällen hinauslaufen würden. Da gleichzeitig aber bereits viele Staaten unilateral in ihrer Abkommensauslegung und -anwendung die Gewährung von Abkommensvorteilen von Bedingungen abhängig machen, beschäftigt sich der Beitrag mit den konkreten Rahmenbedingungen in den “BRIC“-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China), die auch speziell für deutsche Unternehmen als Investitionszielländer von Interesse sind. In Teil 1 werden nachstehende Sachverhalte aus Sicht des indischen und russischen Steuerrechts betrachtet. Teil 2, der in einer der nächsten Ausgaben erscheint, beleuchtet die Konstellationen aus Sicht des chinesischen und brasilianischen Steuerrechts.
    The issues of treaty shopping and differentiation between abusive and non-abusive implementation of holding companies or other “special purpose“ vehicles in international groups have been in focus recently, especially in the context of the respective OECD BEPS reports. The OECD has already published two drafts for discussion regarding the Action 6 (“Prevent the granting of treaty benefits in inappropriate circumstances“; these drafts dated 21 November 2014 and 22 May 2015 are downloadable under www.oecd.org/ctp/beps.htm). A consensus appears to be reached that changes in the OECD Model Tax Convention should be made with the objective of the restriction of treaty benefits in certain cases. As a large number of states already make granting of treaty benefits dependent on several prerequisites by the way of the unilateral treaty interpretation, the subject to this article are the current law provisions in the BRIC states (Brazil, Russia, India and China) which are also important for German businesses investing in these countries. In the following, we will analyze the typical case studies from an Indian and Russian tax perspective. In a later second part of the article the case studies will be analyzed from a Chinese and Brazilian perspective.

 

  • Blum, Daniel W. / Pinetz, Erik, Die reformierte Besteuerung von Immobilieninvestmentfonds in grenzüberschreitender Betrachtung Deutschland – Österreich (Teil 2), ISR 2015, 246-252
    Nach der Analyse und vergleichenden Darstellung der steuerrechtlichen Regelungen für Immobilieninvestmentfonds in Deutschland und Österreich in Teil 1 (ISR 2015, 214 ff.) wird in Teil 2 des Beitrags das Zusammenspiel der Regelungen im grenzüberschreitenden Bereich anhand von drei Fallkonstellationen analysiert. Ausgangspunkt der an dieser Stelle vorgenommenen Analyse ist die Investition deutscher Anleger in österreichische Immobilien über ein Veranlagungsvehikel (Immobilienfonds, Immo-AIF, Grundstücksgesellschaft).
    After the analysis of the national tax rules for real estate funds in Germany and Austria in part 1 of this article (ISR 2015, 214 et seq.), part 2 deals with the taxation of these funds under international tax law. In this respect, three situations will be dealt with, where German investors invest in Austrian immovable property using different legal structures.

 

  • Berner, Ingo, Sperrung des § 8b Abs. 3 Sätze 4 ff. KStG durch Art. 9 Abs. 1 OECD-MA, ISR 2015, 252-257
    Der BFH hat Ende 2014 entschieden, dass Art. 9 Abs. 1 DBA-USA (der Art. 9 Abs. 1 OECD-MA entspricht) der Nichtanerkennung einer Teilwertabschreibung auf ein Gesellschafterdarlehen gem. § 1 Abs. 1 AStG entgegenstehe. Der Verfasser geht der Frage nach, inwieweit auf Grundlage dieser Rechtsprechung eine Art. 9 Abs. 1 OECD-MA entsprechende DBA-Regelung auch die Nichtanerkennung einer solchen Abschreibung gem. § 8b Abs. 3 Sätze 4 ff. KStG sperrt. Im Ergebnis dürfte die Vorschrift unter mehreren Aspekten dem Fremdvergleichsgrundsatz und damit der vorrangigen Abkommensnorm widersprechen, so dass sie im DBA-Fall nicht anwendbar ist.
    At the end of 2014, the German Federal Fiscal Court ruled that art. 9 para. 1 of the double tax treaty Germany-USA (which corresponds to art. 9 para. 1 of the OECD Model Convention) prohibits the non-recognition for tax purposes of a current-value depreciation of a shareholder loan pursuant to § 1 para. 1 German Foreign Transaction Tax Act (AStG). The author explores if, on the basis of this ruling, a treaty article corresponding to art. 9 para. 1 of the OECD Model Convention also bars the non-recognition for tax purposes of such depreciation pursuant to § 8b para. 3 sentences 4 et seqq. Corporate Income Tax Act (KStG). The author finds that the mentioned provision is inconsistent with the arm’s-length principle and, hence, the DTA-article in various aspects and therefore and due to the precedence of treaty law is not applicable whenever a treaty containing such an article applies.

Europäisches Steuerrecht

  • EuGH v. 21.5.2015 - Rs. C-657/13, EuGH sieht ratierliche Erfassung stiller Reserven über 10 Jahre bei Entstrickung stiller Reserven als vereinbar mit der Niederlassungsfreiheit an, ISR 2015, 257-258

Internationale Steuerplanung/Verrechnungspreise

  • Rasch, Stephan / Greil, Eva, Immaterielle Vermögenswerte: BEPS Action 8 hard-to-value intangibles: Diskussionsentwurf der OECD vom 4.6.2015 – Überblick und erste Stellungnahme, ISR 2015, 259-262
    Am 4.6.2015 wurde von der OECD ein Entwurf (OECD [2015] Public Discussion Draft BEPS Action 8: hard-to-value intangibles, abrufbar unter: www.oecd.org/ctp/transfer-pricing/discussion-draft-beps-action-8-hard-to-value-intangibles.pdf) zum Umgang mit hard-to-value intangibles (im Folgenden: “HTVI“) veröffentlicht. Dieser Entwurf soll den bereits im September 2014 veröffentlichten Arbeitsstand zur Änderung des Kapitels VI der OECD-Verrechnungspreisleitlinie bzgl. der Behandlung von immateriellen Vermögenswerten ergänzen (OECD [2014], Guidance on Transfer Pricing Aspects of Intangibles, OECD/G20 Base Erosion and Profit Shifting Project, OECD Publishing). Die ursprünglichen Hinweise zu Preisanpassungs- und Neuverhandlungsklauseln, wie sie sowohl der Fassung des Kapitels VI aus dem Jahr 2010 als auch dem Arbeitsentwurf 2014 zugrunde lagen, entsprachen nicht dem aktuellen Stand. Sie waren daher im Rahmen der BEPS-Arbeiten zu Aktionsplan 8 ausführlich anzupassen und zu überarbeiten. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über den aktuellen Entwurf. Darüber hinaus erfolgt eine erste Stellungnahme und Einschätzung der aktuellen Entwicklungen in Bezug auf HTVI.
    BEPS Action 8 (“assure that transfer pricing outcomes are in line with value creation“) requires the development of an approach regarding hard-to-value intangibles. On June, 4th 2015 the OECD released a discussion draft which proposes guidance on hard-to-value intangibles. This article summarizes the content of the discussion draft. In addition, it provides a first analysis with regard to the impact of the herein described guidance concerning this specific category of intangibles.

Verlag Dr. Otto-Schmidt vom 03.07.2015 13:23