Heft 4 / 2015

In der aktuellen Ausgabe der ISR (Heft 4, Erscheinungstermin: 10. April 2015) lesen Sie folgende Beiträge und Entscheidungen.

Außensteuerrecht

  • Häck, Nils, Abkommensrechtliche Zuordnung von Beteiligungen zu Betriebsstätten nach BFH, OECD und Finanzverwaltung, ISR 2015, 113-121
    Die Frage, ob eine Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft nach den abkommensrechtlichen Betriebstättenvorbehalten des Art. 10 Abs. 4, Art. 13 Abs. 2 bzw. Art. 21 Abs. 2 OECD-MA einer Betriebsstätte zuzuordnen ist oder nicht, spielt in der Beratungspraxis häufig eine entscheidende Rolle. Dabei geht es nicht nur darum, welcher Vertragsstaat berechtigt ist, die aus der Beteiligung herrührenden Dividenden bzw. die Gewinne aus einer Veräußerung der Beteiligung zu besteuern. Vielmehr hängt hiervon bspw. ab, ob eine ertragsteuerrechtliche Organschaft wirksam begründet, eine Umwandlung steuerneutral durchgeführt oder ein Wegzug ohne Entstrickungsfolgen umgesetzt werden kann. Regelmäßig kann hier im Einzelfall keine eindeutige Aussage getroffen werden. Rechtssicherheit durch eine verbindliche Auskunft ist derzeit nicht immer zu erlangen. Die bisherigen Anwendungsschwierigkeiten auf Basis der BFH-Rechtsprechung könnten im Hinblick auf die Einflüsse des AOA und die Neuorientierung der Finanzverwaltung zur Zuordnung von Beteiligungen anhand des § 1 Abs. 5 AStG i.V.m. § 7 BsGaV zunehmen. Der Beitrag stellt eine Bestandsaufnahme des derzeitigen Rechtsrahmens dar.
    The advice given by practitioners often depends on whether a shareholding in a corporation is attributable to a permanent establishment (PE) under the PE provisions laid down in Arts. 10(4), 13(2) and/or 21(2) of the OECD Model Convention. This is not only a question of whether the contracting state is entitled to tax the dividends derived from the shareholding or the capital gains earned from its sale. For example, various business decisions are contingent on whether an income-tax group can be created effectively, an entity reorganized in a tax-neutral way or an individual can move abroad without triggering exit taxation. It is virtually impossible to make a clear statement on an individual case. The legal certainly of a binding ruling is not always available. There may be an increase in the difficulties of applying Treaty law that stem from Federal Tax Court rulings due to the impact of the AOA and the new approach adopted by the tax authorities for allocating shareholdings under Sec. 1(5) of the German Foreign Tax Act (AStG) in conjunction with Sec. 7 of the German Regulation on the Attribution of Profits to Permanent Establishments (BsGaV). This article takes stock of the current legal framework.
  • BFH v. 17.12.2014 - I R 23/13, Sperrwirkung von Art. 9 Abs. 1 DBA-USA 1989 gegenüber Einkünftekorrektur nach § 1 Abs. 1 AStG (a.F.) bei Teilwertabschreibung infolge unbesichert begebenen Darlehens, ISR 2015, 121-124

DBA/OECD

  • FG Münster v. 15.12.2014 - 13 K 624/11 F, Besteuerungsrecht Deutschlands für Dividendenerträge einer niederländischen Tochtergesellschaft, ISR 2015, 124-128

Europäisches Steuerrecht

  • Rasch, Stephan / Wenzel, Benedikt, Die Entstrickungsbesteuerung in der BsGaV und ihre europarechtliche Würdigung, ISR 2015, 128-135
    Durch die Einführung der Betriebsstättengewinnaufteilungsverordnung (BsGaV) und der damit verbundenen erfolgswirksamen Verrechnung von unternehmensinternen Lieferungen und Leistungen nach dem Fremdvergleichsgrundsatz tritt eine weitere Regelung zur Besteuerung von stillen Reserven bei der grenzüberschreitenden Übertragung von Wirtschaftsgütern zwischen Stammhaus und Betriebsstätte neben die allgemeinen Entstrickungsregelungen des § 4 Abs. 1 Satz 3 EStG. Dies wirft zunächst die Frage nach dem Verhältnis des § 4 Abs. 1 Satz 3 EStG zur BsGaV auf. Des Weiteren wird das Problem der Europarechtmäßigkeit der Besteuerung stiller Reserven vor ihrer Realisierung auf eine weitere Regelung ausgeweitet. Auch dieser Sachverhalt muss, in Anbetracht der Vorlagefrage des FG Düsseldorf an den EuGH zur Vereinbarkeit von § 4 Abs. 1 Satz 3 EStG i.V.m. § 4g EStG mit der Niederlassungsfreiheit, geklärt werden.
    The implementation of the “Betriebsstättengewinnaufteilungsverordnung“ (BsGaV) and the accompanying allocation of intra-group supplies and services at arm’s length, led to a further rule regarding the taxation of hidden reserves with respect to the transnational transfer of assets between head office and permanent establishments, besides the already existing rules for taxable disjunction according to Sect. 4 (1) sentence 3 of the German Income Tax Act (GITA). At first, this leads to the question of how Sect. 4 (1) sentence 3 GITA relates to the new established BsGaV. Moreover, the conflict with European law regarding the taxation of hidden reserves previous to their realization is extended by a further regulation. This issue has to be resolved in regard to the enquiry submitted by the tax court in Düsseldorf to the European court of justice, regarding the compatibility of Sect. 4 (1) sentence 3 GITA in conjunction with Sect. 4g GITA and the freedom of establishment.
  • Binding, Jens / Sick, Tobias / Lukaschek, Heiko, “Glaxo Wellcome“: geltungserhaltende Reduktion durch den BFH bei der speziellen Missbrauchsvorschrift des § 50c EStG, ISR 2015, 135-139
    Nach der Rechtsprechung des BFH ist eine europarechtswidrige Norm im Wege einer geltungserhaltenden Reduktion weiterhin anzuwenden. Die Autoren beschäftigten sich anlässlich der Entscheidung “Glaxo Wellcome“ mit der Anwendung der geltungserhaltenden Reduktion im Zusammenhang mit dem innerdeutschen (Verfahrens-) Recht. Es wird dargestellt, dass die geltungserhaltende Reduktion einer typisierenden Missbrauchsvorschrift im Lichte des § 42 AO vorzunehmen ist. Hierbei ist nach Auffassung der Autoren ein besonderes Augenmerk auf die Verteilung der Feststellungslast zu legen.
    According to the settled case-law of the German Federal Finance Court of Finance a non EU law complying tax act is still applicable but has to be reduced to its legally permitted core (“geltungserhaltende Reduktion“). Concerning to the ruling of the German Federal Finance Court of Finance “Glaxo Wellcome“ the authors discuss the application of the Reduction in connection with the national (procedural) law. Especially in the case of categorizing anti-avoidance provisions the Reduction is strongly influenced by the general anti-avoidance provision of sec. 42 German Fiscal Act (“Abgabenordnung“). This article shows the impact of the influence on the allocation of the burden of proof.
  • EuGH v. 3.2.2015 - Rs. C-172/13, Grenzüberschreitende Verlustberücksichtigungspflicht auf Grundlage der Niederlassungsfreiheit, ISR 2015, 139-141
  • EuGH v. 24.2.2015 - Rs. C-512/13, Niederländische Pauschalregelung für Kosten der grenzüberschreitenden doppelten Haushaltsführung, ISR 2015, 142-144
  • EuGH v. 26.2.2015 - Rs. C-657/13, Entstrickungsbesteuerung: Generalanwalt sieht ratierliche Besteuerung aufgedeckter stiller Reserven als unionsrechtskonform an, ISR 2015, 144-148

Internationale Steuerplanung/Verrechnungspreise

  • Andresen, Ulf / Gerlach, Annette, Verlustausgleich: Grenzüberschreitendes Franchising – Dauerverluste und Verrechnungspreise, ISR 2015, 148-152
    Franchisesystemen ist es immanent, dass das Geschäftsmodell und damit wesentliche unternehmerische Entscheidungen vom Franchisegeber vorgegeben werden. Resultieren hieraus dauerhaft Verluste und sind Franchisegeber und Franchisenehmer nahestehende Personen, so stellt sich die Frage, wer diese Verluste aus dem operativen Geschäft zu verantworten und zu tragen hat. Dies soll im folgenden Beitrag näher untersucht werden.
    It is inherent to a franchise system, that the franchisor provides for the business model and hence also for material entrepreneurial decisions. If the franchisee generates continual losses from its operational business and if franchisor and franchisee are related parties it is questionable who is responsible and has to bear these losses. This article will examine the arguments more closely.

Verlag Dr. Otto-Schmidt vom 31.03.2015 09:13