Heft 1 / 2015

In der aktuellen Ausgabe der ISR (Heft 1, Erscheinungstermin: 10. Januar 2014) lesen Sie folgende Beiträge und Entscheidungen.

Internationale Steuerplanung/Verrechnungspreise

  • Ditz, Xaver / Luckhaupt, Hagen, Betriebsstättengewinnaufteilungsverordnung – Neues Gewinnermittlungsrecht für Betriebsstätten, ISR 2015, 1-10
    Durch die Verordnung zur Anwendung des Fremdvergleichsgrundsatzes auf Betriebsstätten nach § 1 Abs. 5 des Außensteuergesetzes (Betriebsstättengewinnaufteilungsverordnung) vom 13.10.2014 wird die Gewinnermittlung in- und ausländischer Betriebsstätten auf ein neues rechtliches Fundament gestellt. Insbesondere wird durch die neue Verordnung der sog. “Authorised OECD Approach“ mit einer uneingeschränkten Anwendung der Selbständigkeitsfiktion der Betriebsstätte für Zwecke ihrer Gewinnabgrenzung in innerstaatliches Recht aufgenommen. Die Autoren stellen die wesentlichen Prinzipien der Betriebsstättengewinnaufteilungsverordnung dar und unterziehen sie einer ersten kritischen Würdigung.
    As a result of the ordinance on the application of the arm’s length principle to permanent establishments pursuant to Sec. 1(5) of the German Foreign Tax Act (Betriebsstättengewinnaufteilungsverordnung, Ordinance on Income Allocation for Permanent Establishments) of 13 October 2014, income allocation for domestic and foreign permanent establishments stands on a new legal foundation. In particular, the new ordinance means that the “Authorised OECD Approach“ with unlimited application of the separate enterprise fiction of permanent establishments for the purposes of income allocation is introduced into national law. The authors present the key principles of the ordinance and put forward a first critical appraisal.

Außensteuerrecht

  • BFH v. 25.6.2014 - I R 88/12, Einkünftekorrektur nach § 1 Abs. 1 AStG im Zusammenhang mit der Gewährung eines zinslosen Darlehens an eine ausländische Tochtergesellschaft, ISR 2015, 10-13
  • BFH v. 30.7.2014 - I R 74/12, Keine Hinzurechnung negativer Aktiengewinne aus der Rückgabe von Fondsanteilen im Streitjahr 2002, ISR 2015, 13-15

Europäisches Steuerrecht

  • Dobratz, Lars, Anhängige EuGH-Rechtssachen im Bereich der Ertragsteuern, Überblick zum Stichtag 15.11.2014, ISR 2015, 15-20
    Der EuGH legt das Unionsrecht einheitlich für alle Mitgliedstaaten aus. Für das deutsche Steuerrecht sind somit nicht nur die aus Deutschland stammenden Verfahren von Bedeutung. Hier soll deshalb ein Überblick über sämtliche vor dem EuGH anhängigen Rechtssachen im Bereich der Ertragsteuern gegeben werden, dem in regelmäßigen Abständen aktualisierte Berichte folgen sollen.
    The CJEU supplies a uniform interpretation of Union Law for all Member States. Not only CJEU-procedures of German origin are therefore of significance for German tax law. The following report will provide an overview of all cases pending at the CJEU in the area of income tax law. Updated reports will follow at regular intervals.

 

  • Heurung, Rainer / Fröhr, Katja / Bresgen, Ariane, Erbschaftsteuerliche Gleichstellung bei der Gewährung von Freibeträgen nach § 16 ErbStG, ISR 2015, 20-25
    Zur Gewährleistung der steuerlichen Kohärenz wird im deutschen Erbschaftsteuergesetz seit jeher eine Differenzierung zwischen der unbeschränkten und beschränkten Steuerpflicht vorgenommen. Bei der Berechnung der Erbschaftsteuer kommen für beschränkt steuerpflichtige Erwerber grundsätzlich geringere Freibeträge zur Anwendung als für unbeschränkt Steuerpflichtige. Diese Ungleichbehandlung ist seit dem Grundsatzurteil des EuGH in der Rechtssache “Mattner“ (EuGH v. 22.4.2010 – Rs. C-510/08 – Mattner, Slg. 2010, I-3553 = ECLI:EU:C:2010:216) zunehmend in den Fokus der Rechtsprechung geraten. Vor dem Hintergrund der jüngeren Entscheidungen gibt der nachstehende Beitrag einen Überblick über den redigierten Freibetragsanspruch nach § 16 ErbStG für in der EU/EWR und in Drittstaaten ansässige Erben.
    In order to ensure fiscal cohesion the German Inheritance Tax Law (ger. Erbschaftsteuergesetz = ErbStG) differentiates between the unlimited and limited tax liability. Therefore, in computing the inheritance tax applicable, limited taxpayers are only granted a lower tax exemption compared to those of unlimited tax payers. This inequality has been the focus in European and German jurisdiction since the leading decision of the European Court of Justice in the “Mattner" case (EuGH v. 22.4.2010 – Rs. C-510/08 – Mattner, Slg. 2010, I-3553 = ECLI:EU:C:2010:216). This paper provides an outline of the developments in the revised exemption scheme of § 16 ErbStG for heirs resident in the EU/EEA and third countries.

 

  • Hahn, Hartmut, Berührungspunkte zwischen Grundrechte-Charta und deutschem Steuerrecht – Folgerungen aus der Entscheidung des EuGH in der Rechtssache Akerberg Fransson (Teil 1), ISR 2015, 25-32
    Die Entscheidung der Großen Kammer des EuGH vom 26.2.2013 in der Rechtssache Akerberg Fransson ist in vieler Hinsicht bedeutsam. Das zeigt sich schon daran, dass der EuGH in seiner sollennen Formation als Große Kammer entschieden hat, was in flagrantem Widerspruch dazu stehen dürfte, dass der Gerichtshof andererseits suggeriert, in Einklang mit einer ständigen Rechtsprechung zu entscheiden: Denn um einen weiteren Schritt in den Fußstapfen einer ständigen Rechtsprechung zu tun, bedürfte es dessen nicht. Der Beitrag schildert Verfahrensgang und Urteil (I.), referiert kritische Stimmen und steuert weitere kritische Anmerkungen bei (II.). Abschließend werden die Auswirkungen des Urteils auf das deutsche Steuerrecht dargestellt (III.).
    The judgment of the Great Chamber of the European Court of Justice in the case of Akerberg Fransson has some important aspects. This is already obvious because the Courts decision comes from its Great Chamber. If the Court really had followed its established case law as the Court itself tries to suggest, it would not have been a case for its Great Chamber. This article describes proceedings and judgment (I.), reports some comments and make some critical remarks (II.). Finally it explains the scope of the Akerberg Fransson judgment within the German Tax Law (III.).

 

  • BFH v. 1.10.2014 - II R 29/13, EuGH-Vorlage: Erbschaftsteuerrechtliche Anzeigepflicht eines inländischen Kreditinstituts mit Zweigniederlassung im EU-Ausland, ISR 2015, 32-33
    Kopec, Agnieszka / Kudert, Stephan, Zinsabzug: Die grundlegende Reform der Unterkapitalisierungsregelungen in Polen durch die Steuerreform 2015, ISR 2015, 34-39
    Steuerliche Unterkapitalisierungsvorschriften (thin capitalization rules) wurden in der jüngsten Vergangenheit sowohl in der EU als auch auf OECD-Ebene diskutiert. Hintergrund beider Initiativen stellt das Problem legaler, aber aggressiver Steuergestaltungen und das Erfordernis zur Erarbeitung gemeinsamer, koordinierter Lösungen dar, um die bestehenden Regelungslücken zu schließen. In diesem Zusammenhang hat der Rat der EU eine für die Mitgliedsstaaten nicht bindende Liste von Indikatoren (Entschließung des Rates v. 8.6.2010, 2010/C 156/01; Ruffert in Callies/Ruffert, EUV/AEUV-Kommentar, Art. 288 AEUV, Rz. 95) erlassen, die auf eine künstliche Gewinnverlagerung hindeuten. Der von der OECD veröffentlichte Aktionsplan BEPS (hierzu ausführlich /, ISR 2013, 68–75) nennt als eines der zurzeit vorhandenen Problemfelder die Steuerverkürzungen, die durch fehlende Regelungen zur Versagung des Zinsabzugs zustande kommen. Um dieses Problemfeld zu bewältigen, wird bis Ende September 2015 die Ausarbeitung einer Empfehlung zur Einführung solcher thin capitalization rules (Maßnahme 4) angestrebt, durch die sich eine übermäßige Reduktion der Steuerbemessungsgrundlagen durch Zinsabzüge und andere Finanzzahlungen beheben ließe. Polen hat den denkbaren Änderungsrahmen antizipiert, indem es mit dem JStG 2015 eine Anpassung der bisher geltenden thin capitalization rules vorgenommen hat. Dieser Beitrag zielt darauf ab, die wesentlichen Änderungen der polnischen Unterkapitalisierungsvorschriften vorzustellen und auf die potentiellen Regelungsprobleme hinzuweisen, die in Zukunft mit der Anwendung der geänderten Zinsabzugsbeschränkungsvorschriften in Polen verbunden sein können.
    Thin capitalization rules have been recently discussed both at the level of EU and OECD. The background of both initiatives was an issue of legal but aggressive tax planning and a need to develop common, coordinated solution to close existing loopholes. Therefore the Council of EU adopted a non-binding recommendation stipulating a list of indicators suggesting an artificial transfer of profits. A BEPS action plan published by OECD identifies current issues on tax evasions that are caused by lack of legal provisions concerning refusal of excessive interest deduction. In order to address this problem, OECD intends to develop recommendations regarding best practices in the design of tax rules to prevent base erosion through the use of the interest expense. Recommendations regarding the design of domestic thin cap rules should be finalized up to September 2015. The Polish tax legislator has anticipated the possible tax amendments proposed by OECD and within the tax reform 2015 has introduced changes regarding the previous legal regulations for tax deductibility of interest. This article discusses new tax provisions of Polish thin capitalization rules. The introduced tax changes will be critically analyzed and their practical limitations and possible implications will be highlighted.

Verlag Dr. Otto-Schmidt vom 08.01.2015 16:49